Rollenbiografie
Rollenbiografie – der Begriff setzt sich zusammen aus Rolle + Biografie.
- Rolle: kommt von Schriftrolle, weil es der Text ist, den ein Schauspieler für seine Darstellung benötigt
- Bio: heißt Leben
- Graphie: ist eine Zeichnung
Rollenbiografie – Was ist das?
Bei einer Rollenbiografie geht es um eine (verbale) „Lebenszeichnung“, die ein Schauspieler nutzt, um eine Figur kennenzulernen und sich in sie hineinversetzen zu können.
Besonderheit und Unterschied im Vergleich zu einer Charakterisierung
- Ich-Perspektive
Die Rollenbiografie sieht die Person aus der Sicht der Figur (Ich-Form) und beginnt mit „Ich bin …“ .
Die Charakterisierung erfolgt in der Außenperspektive.
Struktur und Inhalte
Bei einer Rollenbiografie handelt es sich grundsätzlich um eine sog. kreative Schreibform. Daher gibt es keine fest vorgeschriebene Struktur. Trotzdem kann man gut mit der klassischen Struktur einer Einleitung, eines Hauptteils und eines (optionalen) Schlusses arbeiten.
Stil
Die Rollenbiografie ist eine Darstellung aus der Ich-Perspektive und kann daher sehr subjektiv sein. Sie sollte sich darauf fokussieren, wie die beschriebene Person ist und warum sie so ist.
Zeit
Wie die Charakterisierung schreibt man eine Rollenbiografie im Präsens.
Struktur
Einleitung
- Kurze Begrüßung
- Einige allgemeine Informationen über die gewählte Rolle
- Die wichtigsten allgemeinen Fakten
Beispiel: „Hallo. Mein Name ist Emilia Galotti. Ich bin …“
Hauptteil
- Allgemeines (soweit noch nicht in der Einleitung genannt)
- Name, Alter, Wohnort, Geschlecht, Herkunft, Geburtsland und -ort, Nationalität, …
- Vergangenheit
- Welche Vergangenheit hat die Figur? Welche Hintergründe waren prägend?
- Herkunft, Familie, Eltern, Geschwister, Verwandte
- Freunde, Ex-Freunde, Liebschaften, Partner
- Besondere Erlebnisse
- Gegenwart
- Wie lebt die Figur? Wie ist die Lebenssituation? Wie sind die Lebensumstände?
- Familie: Partner, Kinder, Freunde, Verwandte, …
- Freizeit: Hobbys, Ausbildung, Beruf, Arbeit, Tätigkeiten, soziale Stellung, Einkommen, …
- Bildung und Ausbildung: Bildungsgrad, Abschlüsse, Expertentum
- Wohnumfeld: Haus, Wohnung, Appartement, …
- Krankheiten oder Behinderungen: psychische Belastungen, physische Auffälligkeiten, Depressionen, schwerhörig,
- Talente: besondere Fähigkeiten, Talente, Begabungen
- Zukunft
- Wie stellt sich die Figur die eigene Zukunft vor? Welche Ziele hat sie? Welche Pläne?
- Welche Wünsche, Pläne, Träume, Ziele, Hoffnungen, Vorhaben, …. hat er / sie?
- Welchen Hindernissen muss er / sie sich stellen?
- Äußeres
- Aussehen: Wie sieht er / sie aus?
- Figur: Größe, Gewicht, Körperbau, Statur, Hautfarbe, Augenfarbe, Haarfarbe, Frisur, Haarlänge
- Körperliche Merkmale: Muttermale, Narben, Wunden, Tätowierungen, Behinderungen, Prothesen, körperliche Leiden, künstliche Körperteile (Zähne, Arme, Beine, usw.), …
- Kleidung: Kleidungsstil, Kleidungsstücke, Schmuck, …
- Sprache: Akzent, Dialekt, Fremdwörter, Stumm, Umgangssprache, Fachbegriffe, gehobene Ausdrucksweise, Slang, …
- Sprechweise: Stottern, Lispeln, undeutlich, hektisch, laut, leise, schnell, langsam, …
- Mimik und Gestik: Gesichtsausdruck, Körpersprache, Bewegungen, Ticks?
- Innere Werte
- Wie ist die beschriebene Figur?
- Persönlichkeit: Ist die Figur extrovertiert oder introvertiert? Loyal oder opportunistisch? Aktiv oder passiv? Innovativ oder reaktiv? Gründlich oder sprunghaft? Aggressiv oder destruktiv? Freundlich oder feindselig? Mutig oder ängstlich? Ist sie intelligent? Geheimnisvoll oder offen?
- Moralische Werte: Was hält die Figur für richtig oder falsch?
- Emotionen: Welche Gefühle hat sie?
- Motivationen: Was motiviert die Figur? Was treibt sie an? Ist sie innovativ, zurückhaltend, gründlich, kritisch, …
- Interessen: welche Interessen hat die Figur?
- Konflikte und Zweifel: Hat die Figur einen (inneren) Konflikt? Ist sie hin- und hergerissen? Hat sie Zweifel? Hat sie Ängste? Probleme?
- Vorlieben und Abneigungen: Was mag die Figur gern und was nicht?
- Ängste und Sorgen: Hat die Figur Ängste, Befürchtungen, Zweifel, Sorgen, Probleme?
- Stärken und Schwächen: Was fällt der Figur leicht und was schwer?
- Einstellungen: Welche Meinung hat die Figur zu bestimmten Themen?
- Beziehungen
- In welchem Verhältnis steht die Figur zu anderen Personen? Wie verhält sie sich anderen gegenüber?
- Soziale Situation: gesellschaftliche Stellung, soziale Beziehungen, …
- Emotionale und soziale Beziehungen: verliebt, gesellig, distanziert, befreundet, … Mitgliedschaften / Aktivitäten: Verein, Sport, Partei, Religion, Ehrenamt, …?
- Freunde: viele / wenige Freunde? Feinde? Beliebt oder unbeliebt? Hat sie Konflikte, Allianzen oder Kooperationen mit anderen Figuren? Was bedeuten die Freunde der Figur?
- Positionierung: wie interagiert die Figur mit anderen Figuren? Welche Rolle spielt sie in Beziehungen? Ist sie dominant oder zurückhaltend? Aktiv oder passiv?
- Verhalten
- Wie verhält sich die Figur? Gibt es besondere Verhaltensweisen?
- Charakter: Ist die Figur still, ehrlich, zurückhaltend, großkotzig, besserwisserisch, introvertiert, vorlaut, ruhig, schüchtern, gesellig?
- Reaktionen: Wie reagiert die Figur auf andere Menschen oder in bestimmten Situationen?
- Erfahrungen: Welche Erfahrungen hat die Figur gemacht?
Schluss
Optional. Da es sich bei der Rollenbiografie um eine kreative Schreibform handelt, ist ein Schluss optional.
Wie schreibt man eine Rollenbiografie?
- Skript oder Text aufmerksam lesen und alle Informationen markieren.
- Informationen zusammenstellen: Beschreibung und Begründung des Verhaltens
- Zusammenfassung (optional)
Alle im Text enthaltenen Informationen helfen,
- den Charakter zu verstehen
- sein Verhalten zu erklären
- seine Entscheidungen zu interpretieren.
Spannend ist auch, wie sich das Verhalten im Verlauf der Geschichte verändert und entwickelt.
Rollenbiografie – ein Beispiel
- Beispiel einer Rollenbiografie „Emilia Galotti“