Geschichtsunterricht - Muster Einordnung in einen historischen Kontext

Geschichtsunterricht – Muster Einordnung in einen historischen Kontext

Geschichtsunterricht Muster Einordnung in einen historischen Kontext

Beispiel Geschichtsklausur in der Oberstufe / Geschichte LK

Thema: Europa unter Napoleon bis 1806, Entwicklung Nationalbewusstsein

Text: 14. Rede Johann Gottlieb Fichte, aus der Vorlesung „Reden an die deutsche Nation“ in Berlin 1807 / 1808

Aufgaben:

  1. Quellenanalyse
  2. Einordnung in einen historischen Kontext
  3. Beurteilung vor dem Hintergrund der Situation und der Entwicklungen

Zu Aufgabe 2: Einordnung in einen historischen Kontext

Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war Anfang des 19. Jahrhunderts eigentlich schon gar kein richtiges Reich mehr. Es war ein Reich, was aus über 300 Einzelstaaten bestand, zu denen sowohl kirchliche Territorien, als auch freie Reichsstädte und Ritterschaften gehörten. Der Kaiser war eines der wenigen Dinge, die das Reich noch zusammenhielten, obgleich er kaum noch reale Macht besaß, sondern nur noch einen Ehrentitel trug.  

Dies wurde auch noch einmal durch die Souveränität der einzelnen Staaten betont, denn jeder von ihnen hatte seine eigenen Maße, Gewichte und Währungen und auch seine eigenen Gesetze.

Diese Situation änderte sich jedoch durch Napoleon Bonaparte, der Anfang des 19. Jahrhunderts Alleinherrscher von Frankreich war. Er begann mit seinen Truppen immer mehr und mehr europäische Gebiete zu erobern. Im Frieden von Lunéville im Jahre 1801 wurden seine Eroberung des kompletten linksrheinischen Gebietes festgesetzt. Davon waren die deutschen Fürsten wenig begeistert, deshalb folgt darauf im Jahre 1803 der Reichsdeputationshauptschluss. Hierbei traten durch Napoleon die Säkularisation und die Mediatisierung ein.

Die Säkularisation meint die Verweltlichung der kirchlichen Territorien. Außerdem wurde die Kirche generell enteignet und all ihre Besitztümer wurden an die Fürsten des Heiligen Römischen Reichs gegeben. Damit wollte Napoleon sie im Prinzip bestechen und sie sich gefügig machen. Auch durch die Mediatisierung, also die „Mittelbarmachung“ vieler kleiner reichsunmittelbarer Staaten, die nun nicht mehr reichsunmittelbar waren, und die Einverleibung dieser kleinen Staaten in die größeren Staaten, gewannen die Fürsten an Land.

Napoleon entschädigte sie also für die Verluste ihrer linksrheinischen Gebiete, wobei der Gewinn am Ende höher war als der eigentliche Verlust. Im Jahre 1804 krönte sich Napoleon Bonaparte dann eigenständig zum Kaiser von Frankreich, zu diesem Zeitpunkt war er am Höhepunkt seiner Macht. Außerdem trat im Jahre 1804 der Code Civil in Kraft, das erste bürgerliche Gesetzbuch, was auch nach Napoleons Untergang noch lange weiter galt, bis es in den deutschen Gebieten Anfang 1900 durch das BGB (Bürgerliche Gesetzbuch) abgelöst wurde.

Der Code Civil hatte viele gute Dinge an sich. Wie die Gleichheit vor dem Gesetz oder die standesamtliche Eheschließung wurde darin geregelt. Generell kann man sagen, sodass Napoleon auch dadurch Kirche und Staat immer weiter getrennt hat. Das Jahr 1805 war das Jahr der Dreikaiserschlacht, bei der Napoleon sich bei Austerlitz sowohl gegen Russland als auch gegen Österreich durchsetzten konnte.

Ein Jahr später kam es zum Rheinbund, der von Napoleon gewollt war. Dabei sind 16 Staaten aus dem Heiligen Römischen Reich ausgetreten und haben sich zu einem Rheinbund zusammengeschlossen. Dies war der Todesstoß für das Heilige Römische Reich und mit der Niederlegung der Kaiserkrone war der Untergang des Reichs endgültig beschlossen.

Aber im selben Jahr fand noch die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt statt, bei dem Preußen als großer Verlierer hervorging. Daraus resultierte im Jahre 1807 der Friede von Tilsit, bei dem beschlossen wurde, dass Preußen fast die Hälfte seines Landes und seiner Bevölkerung verlor, außerdem mussten sie hohe Kontributionszahlungen an Frankreich leisten. Um wirtschaftlich überhaupt in der Lage sein zu können, diese hohen Reparationskosten zu bezahlen, kam es ab 1807 zu den sogenannten Preußischen Reformen. Dazu gehören eine Reihe verschiedener Reformen in den Bereichen Agrar, Heer, Bildung, Wirtschaft und Steuern.

Die wichtigsten Reformer waren Stein, Hardenberg und im Zuge der Bildungsreformen Humboldt. Besonders nennenswert bei den Reformen war die Bauernbefreiung im Zuge des Oktoberedikts und des Regulierungsedikts und hinsichtlich der Wirtschaft war es vor allem die Gewerbefreiheit, die einiges veränderte. Durch die Gewerbefreiheit wurden die Zünfte aufgelöst, die schon seit dem Mittelalter bestanden. Es wurden außerdem alle Beschränkungen auf die Berufswahl aufgehoben, das heißt man musste nicht mehr den Beruf ausüben, den zum Beispiel der Vater hatte, sondern man hatte freies Auswahlrecht. Im Bereich Heer wurde das Adelsmonopol aufgelöst und es konnten nun auch Nicht-Adelige Offiziere werden. Auch im Bereich der Bildung wurde einiges reformiert. Bildung war von nun an keine Sache der Herkunft oder des Standes, sondern eine Sache der Leistung.

Außerdem wurde 1807 das Königreich Westfalen gegründet und der König war Jérôme Bonaparte, der Bruder Napoleons.

Westfalen sollte ein Modellstaat werden, doch dadurch, dass der König keine Erfahrung im Regieren hatte und er sowieso nur Napoleons „Marionette“ war, scheiterte das „Experiment“ bereits einige Jahre später und das Königreich ging unter.

(redaktionelle, fachliche, geschichtlich Anmerkung: der Grund lag für das Scheitern lag eher in Napoleons Niederlage 1813 / 1814)

Und zwischen 1807 und 1808 hat Fichtes seine Rede gehalten, denn zu diesem Zeitpunkt war das Heilige Römische Reich wegen Napoleon bereits untergegangen. Deswegen will er als einen „letzten und festen Entschluss“ (Z. 13) die deutsche Nation vor dem Untergang bewahren. Er spricht außerdem auch die Fremdherrschaft Napoleons über Preußen an und bezeichnet sie als „Unechtschaft“ (Z. 19). Als schlimmste Folge spricht er die Auslöschung des Volkes an (vgl. Z. 23). Er will, dass die Deutschen sich gegen Napoleon erheben und den „deutschen Namen zum glorreichsten unter allen Völkern erheben“ (Z. 28 f). Denn, wenn die Menschen nichts tun, ist es das „Ende“ (Z. 29). Sie könnten es jedoch auch schaffen, der Anfang zu sein und der „Entwicklungspunkt einer neuen, über alle eure Vorstellungen herrliche Zeit“ (Z. 31f). Des Weiteren betont er, dass die Deutschen „die letzten“ (Z. 34) sind, die die Deutschen als Deutschen wahrgenommen haben als eine „Einheit, ein Reich und ein Reichs-Verband“ (Z. 36). Denn wenn sich nichts ändert, wird Napoleon alles einnehmen und dann kommt die Zeit, wo „keiner mehr lebe, der Deutsche gesehen oder von ihnen gehört habe.“ (Z. 39f). Sie werden also einfach vergessen. Ums das zu verhindern fordert Fichte „nicht viel“ (Z. 41) man muss sich nur eine „feste Meinung bilden, derselben treu bleiben und sie in nächster Umgebung auch äußern und aussprechen“ (Z. 43f). Durch diese Denkweise kommt der Erfolg und „alles Übrige, was uns nötig ist, wird sich von selbst ergeben“ (Z. 49f).

1812 errichtete Napoleon die Kontinentalsperre gegen Großbritannien, die eine Wirtschaftsblockade war. Außerdem fand in diesem Jahr Napoleons größte Niederlage statt. Der Russlandfeldzug, bei dem unfassbar viele seiner (teilweise preußischen) Truppen umkamen.

Man muss aber sagen, dass es erst ab den Befreiungskriegen zu einer wirklichen Auflehnung gegen Napoleon kommt, seitens der Deutschen. Im Jahre 1812 wurde die Konvention von Tauroggen geschlossen, die, gegen die Anordnung des Königs, einen Bund zwischen Preußen und Russland schuf.

Angeführt wurde das Ganze von Yorck und Stein, die die allgemeine Volksbewaffnung forderten und die Gründung einer Landwehr. Der preußische König war von dieser Idee anfangs nicht begeistert, weil er Angst vor Napoleon hatte und sich deswegen erst nicht traute, sich gegen ihn zu stellen. Jedoch überkam irgendwann auch ihn die Welle der nationalen Begeisterung und in seiner Rede „An mein Volk“ machte er klar, dass er sich gegen Napoleon erhebt und fordert alle seine Bürger auf, gegen die Franzosen in den Krieg zu ziehen. Damit löst er einen Dammbruch aus. Denn damit war genau das erreicht worden, was Fichte mit seiner Rede bezwecken wollte. Die Deutschen verbinden sich und kämpfen alle gemeinsam gegen ihren Feind – Napoleon, denn dadurch werden die Deutschen als Volk, aber vor allem als Nation gestärkt. 

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