Charakterisierung Faust und Wagner

Charakterisierung Faust und Wagner als Muster

Charakterisierung Faust und Wagner als Muster

Charakterisierung Faust und Wagner

Arbeitsauftrag

In dem Dialog zwischen Faust und Wagner (W.522-593) kommen unterschiedliche Wissenschaftsauffassungen zur Sprache. Charakterisieren Sie die beiden Figuren und arbeiten Sie insbesondere die unterschiedlichen Auffassungen von Wissenschaft heraus.

Achten Sie darauf, worin die beiden die Grundlage des Wissens sehen, und welchem Zweck die Wissenschaft dienen soll.

Charakterisierung

Die Tragödie „Faust“, verfasst von Johann Wolfgang von Goethe, deren erster Teil im Jahre 1808 erschienen ist, gilt als einer der bedeutendsten Theaterstücke der Literaturgeschichte. Aufgrund seiner langen Entstehungszeit lässt sich Faust 1 nicht explizit einer Epoche zuordnen, sondern weist mehrere literarische Strömungen, wie der Romantik oder des Sturm und Drangs, vor.

Heinrich Faust dient als Prüfstein, an dem Gott und der Teufel Mephisto beweisen wollen, ob die Schöpfung gut oder böse ist.

Faust selbst ist Gelehrter und sucht vergeblich nach Antworten auf die höchsten Sinnfragen der Existenz durch verschiedene Mittel wie Bücher oder Magie. In seiner Verzweiflung geht er einen Pakt mit dem Teufel ein, der ihn von seinem Streben nach Erkenntnissen abbringen und zu nieder gestellten Trieben verführen möchte, um so die Wette mit Gott zu gewinnen.

Die vorliegende Szene handelt von einer Diskussion, der zu charakterisierenden Personen Heinrich Faust und seinem Bediensteten Wagner. Der Szene vorangestellt sind drei weitere, die die Rahmenhandlung für die dramatische Handlung stellen. Zuerst beschreibt Goethe seinen persönlichen Bezug zum Stück (Zueignung) und zum Theaterwesen (Vorspiel auf dem Theater), bevor die einleitende Handlung zur gesamten Tragödie beginnt (Prolog im Himmel).

Folgend auf die zu analysierende Szene, versucht sich Faust an seinem dritten Entgrenzungsversuch, dem Selbstmord, an dem er abermals scheitert.

Schon zu Beginn des Auszugs wird Wagner eine Komik zugewiesen, nicht nur aufgrund seiner Kleidung, sondern auch weil er die Dramaturgie von Fausts Beschwörungsversuchen unterbricht (vgl. V.522f.). Wagner interpretiert Fausts Ausdrucksweise als eine Art Theatermonolog und missdeutet so die Stimmung, worauf ein Gespräch über verschiedene Ansichten der Wissenschaft folgt. Er ist sehr an Fausts Wissen und Können interessiert (vgl. V.523 ff.) und möchte davon profitieren, was für seinen sehr offenen und wissbegierigen Charakter spricht.

Faust hingegen fühlt sich von seiner Gegenwart gestört und reagiert oftmals sehr zynisch gegenüber Wagner (vgl. V.528f.) und fühlt sich beziehungsweise die Kunst des Lehrens als falsche Interpretation Wagners, der sagt „Ein Komödiant könnt einen Pfarrer lehren“ (V.527).

Die Kritik Fausts an dieser Aussage zeigt, dass er sich von der Kirche abgewandt hat und dass er die Kirche und die Pfarrer aufgrund ihrer Effekthascherei nicht ernst nehmen kann.

Sein Ausdruck von Zynismus hängt aber auch mit seiner persönlichen Lebenskrise zusammen (vgl.V.485-514). Wagner möchte weiter von Faust lernen und bittet ihn, ihm die Kunst des Sprechens beizubringen, da er sich davon Ansehen in der Gesellschaft erhofft und sie nur mithilfe seiner Sprache in den Bann ziehen kann (vgl. V.533, 546). Es wird deutlich, dass er nach Anerkennung der breiteren Masse strebt, da er wie sein Vorbild Faust sein möchte.

Auf die Bitte Wagners reagiert Faust abermals äußerst gereizt und kritisiert seinen Bediensteten zutiefst. Er beschreibt sein Verhalten als überheblich und wertet Wagners Streben nach Zuschauerbegeisterung durch die Aussage „Bewunderung von Windern und Affen/ Wenn euch danach der Gaumen steht-“ (V.542f.) ab. Faust selbst findet, dass Gesagtes von Herzen kommen muss (vgl. V.535ff.) und spricht hier aus seiner Erfahrung, da er sich aufgrund seiner vielen Studiengänge (vgl. V.354-360), das Wissen angeeignet hat, mit dem er über Jahre Schüler gelehrt hat und somit weiß, dass man Wissen nur aus Lust, sowie Liebe und nicht aus Zwang nach Anerkennung übermitteln kann, weswegen Faust auch die Rhetorik kritisiert (vgl. V550f.).

Wagner jedoch weist einen eher egoistischen Charakter vor, da er Daust nicht verstehen möchte und Angst hat, nie zur Perfektion zu gelangen (vgl. V. 562f.). Es wird herausgestellt, dass Wagner sich Wissen aneignet, um Perfektion und Ansehen zu erlangen, um sein Selbstwertgefühl zu steigern, da er in der Gesellschaft als Mitglied der Ungesehenen gilt. Weiterführend wird auch deutlich, dass Heinrich Faust das Gelernte aus vergangener Zeit nicht als erfüllend betrachten kann (vgl.V.566).

Nach ihm solle die Wissenschaft aus dem Inneren kommen und man solle danach streben. Hier spielt er auf seine Versuche, die Existenz des Seins zu verstehen, an (vgl. S. 382f.).

Die Bewunderung des wissenschaftlichen Fortschritts kann man Wagner besonders in den Versen 570ff. Ansehen. Heinrich Faust ist jedoch etwas angewidert von Wagners oberflächlicher Auffassungen der Wissenschaft, was vor allem durch seine ausgedrückte Ironie , die er benutzt, um seine Belehrung einzuleiten, auffällt (vgl. V.574-585).

Faust sieht die Wissenschaft als etwas sehr Wertvolles, was nicht jeder als Teil der Gesellschaft erlernen kann. In gewisser Weise stellt sich auch hier sein Gefühl der Überlegenheit heraus, wenn er in Kontakt mit anderen Personen steht.

Wagner jedoch wird von akademischem Wissen getrieben und sucht Bereicherung in den wissenschaftlichen Büchern, welche Faust längst ablehnt. Zudem strebt er eine Bildung des ganzen Landes an (vgl. V.586f.), was aber aus Sicht Fausts nicht möglich ist, da nur wenige Menschen die Erkenntnis über das Wissen erlangen können (vgl. V.587-593).

Insgesamt wird also deutlich, dass Fausts Auffassung der Wissenschaft in einem Kontrast zu Wagners steht. Er lehnt akademisches Wissen als Grundlage ab, da er über die Jahre gesehen hat, dass diese ihn nicht weiterbringt und ihm somit auch nicht zur Erkenntnis der menschlichen Existenz führen kann. Wagner hingegen bezieht all sein Wissen aus der Akademie und betrachtet es als eine oberflächliche Bereicherung für die gesamte Bevölkerung.

Zusammenfassend lässt sich also herausstellen, dass die Charakterisierung des Heinrich Fausts im Kontrasts zu der Person Wagners steht.

Wagner ist für Faust der Inbegriff einer fälschlichen Auffassung der Wissenschaft. Zudem wird auch wie in den anderen Szenen der Verfall von Fausts Existenz anhand der Wissenschaft hervorgehoben. Es wird gezeigt, wie diese zu einer persönlichen Tragik führen kann, durch ein unerfülltes Streben nach Wissen. In Bezug auf den weiteren Handlungsverlauf wird deutlich, dass der Dialog mit Wagner Faust wieder an den Boden der Tatsachen gebracht hat, dieser sich aber in seinem folgenden Reflexionsmonolog zu seinem dritten Entgrenzungsversuch, dem Selbstmord entscheidet, welcher aber aufgrund der Osterglocken scheitert und Faust somit später auf Mephisto trifft.

Julia, 11. Klasse, Gymnasium. Die Charakterisierung Faust und Wagner wurde mit der Note 2 bewertet.

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