Muster einer Kurzgeschichtenanalyse

Muster einer Kurzgeschichtenanalyse: Analysiert wurde die Kurzgeschichte ‚Die Kirschen‘ von Wolfgang Borchert.

 

 

Muster einer Kurzgeschichtenanalyse: Analysiert wurde die Kurzgeschichte 'Die Kirschen' von Wolfgang Borchert

In der Kurzgeschichte ‚Die Kirschen‘, welche Wolfgang Borchert geschrieben und 1947 veröffentlicht ist, geht es um ein Missverständnis zwischen Vater und Sohn.

Genauer gesagt, wird in der Kurzgeschichte der Abend eines Vaters und seines fiebererkrankten Sohnes thematisiert. Es wird beschrieben, dass eine weibliche Figur „sie“ (vgl. Z. 3), welche sich aus den folgenden Gründen als Mutter identifizieren lässt, für den Jungen ‚Kirschen extra vors Fenster gestellt“ (vgl. Z. 3 f) hat und dem Vater des Jungen daraufhin ein Missgeschick mit diesen passiert, weshalb der Kranke denkt, dass sein Vater die Kirschen gegessen hätte bzw. dabei ist, diese zu essen.

Wie bereits gesagt, weisen einige Sachen daraufhin, dass „sie“ (Z. 3) die Mutter des kranken Jungen und die Ehefrau des Vaters ist. Zum einen ist das Bild eines Ehepaares und einem Kind / Kindern das typische Bild von Menschen die zusammenleben, zur Zeit der Veröffentlichung der Geschichte. Darüber hinaus ist „sie“ fürsorglich gegenüber dem Jungen (siehe Z. 3 ff), dies könnte jedoch auch für ein Kindermädchen oder ähnliches sprechen. Was aber ausgeschlossen werden kann, da der Vater sich vor ihr fürchtet und die Textstelle: „Sie mochte gerade diese Tasse so gerne. Jetzt habe ich sie kaputt gemacht.“ (Z. 59 ff) ebenso dagegenspricht, da jegliche andere Frau in einem Haus, in dem sie nicht selber wohnt, grundsätzlich keine Lieblingstasse hat und der Vater sich bei einer anderen Frau nicht so darum scheren würde.

Sprich, er verdächtigt seinen Vater, seine Kirchen genommen zu haben (Z. 16f), da die beiden es in dem Verlauf der Geschichte nicht schaffen, sich offen auszusprechen (Z. 79f) kann man erschließen, dass sie nicht der engst Verhältnis haben. Anders ist dies jedoch zwischen der Mutter und dem Jungen, sie sorgt sich um ihn „Sie hat sie doch extra vors Fenster gestellt“ (Z. 15), was darauf schließen lässt, dass sie ihn liebt. Dies scheint jedoch beidseitig zu sein, da der Junge häufig erwähnt, dass „sie“ (vgl. Z. 15) ihm die Kirschen bereitgestellt hat, was von Wertschätzung zeugt. Solche Gefühle scheinen auch vom Vater des Jungen an seine Frau zu gehen, da er sich um sie und Sachen die ihr wichtig sind sorgt „Hoffentlich schimpft sie nicht. Sie mochte gerade diese Tasse so gern.“ (Z. 58 ff) dieses Beispiel zeigt aber ebenfalls, dass der Mann sich ein wenig vor ihr fürchtet, weshalb er auch wollte, dass der Junge schnell wieder ins Bett geht (Z. 25 f.).

Allgemein scheint die Mutter die Person im Haus zu sein, die die Hosen anhat (siehe Z. 25f), jedoch wirkt sie auch fürsorglich (siehe Z. 15 f), wohlwollend und lieblich.

Durch die auffällige Fixierung des Jungen auf die Kirschen, durch die er nicht einmal bemerkt, dass sein Vater verletzt ist (siehe Z.9f) (siehe Z. 56), kann man sich bereits denken, dass mehr hinter den Kirschen steckt als ein favorisiertes Essen.

Da die Mutter des Jungen nicht selten von ihm in Bezug auf seine Kirschen genannt wird und er die Kirschen als seins (vgl. Z. 36) bezeichnet, liegt der Gedanke an einen Zusammenhang nicht fern. Es lässt sich gut erschließen, dass der Kranke seine Mutter vermisst und ihm darum die Kirschen, als Symbol für seine Mutter, so wichtig sind. D.h. er ist derart schockiert und traurig über seine Schlussfolgerung, da er seine Mutter, die diese für ihn bereitgestellt hat, vermisst.

Im letzten Teil der Kurzgeschichte in der beschrieben wird, wie der Vater seinen Sohn ins Bett bringt, ist auffällig, dass „er den Kopf tief unter die Decke gesteckt“ (vgl. Z. 79 f) hat. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Sohn sich dafür schämt, seinen eigenen Vater beschuldigt zu haben, seine Kirschen gegessen zu haben, weshalb er ihm nicht in die Augen sehen möchte.

Aufgrund der personalen Er-/Sie-Erzählerform erfährt man nur was der Junge denkt (siehe Z. 1f) und erfährt erst später, dass es sich um ein Missverständnis handelt (siehe Z. 55 f / 70ff). Da die Kurzgeschichte, wie bereits erwähnt in der personalen Form geschrieben ist, erfährt man nicht, wo sich die Mutter aufhält und weshalb der Sohn kein besonders enges Verhältnis zu seinem Vater hat.

Mithilfe der Stilistischen Mittel welche im Text vertreten sind, kann man sich das Szenario noch einmal besser vorstellen, so ist die Metapher „sah er durch die Tür“ (vgl. Z. 8) diese stellt da, dass der Junge das Geschehen, in der Küche, durch den Türrahmen beobachtet und verarbeitet.

Eine weitere Metapher ist in Z. 16 f vertreten, wo „er ist mir die ganzen Kirschen auf“ beschreibt, wie der Sohn denkt, dass sein Vater die Kirschen isst. Auch im späteren Verlauf der Geschichte auf „Ich bin ganz lahm“ (vgl. Z. 50 f) zeigt so, dass der Vater von seinem Schritt erschrocken und vom Geist blockiert ist. Eine letzte Metapher ist in Z. 77 vorzufinden, wo mit den Wörtern: „schob sich an der Wand zurück“ gezeigt wird, das der kranke Junge an der Wand vorbei zu seinem Bett schleicht.

Meiner Meinung nach bringt der Text sehr schön hervor, wie wichtig dem kranken Jungen und seinem Vater die Mutter bzw. Frau ist. Allgemein hinterlässt die Kurzgeschichte einen herzlichen Eindruck einer einander liebenden Familie. Darüber hinaus ist es bemerkenswert, wie der Autor, ohne es in direkten Worten zu sagen, vermittelt hat, dass die Kirschen einen wichtigen Zusammenhang mit der Mutter haben.  

Stella, 9. Klasse, Gymnasium

Die Arbeit wurde mit „inhaltlich wirklich prima“ bewertet.

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